1. Oktober 2021
Lola bereitet uns Sorgen. Sie ist verstopft, hechelt und hat einen rasenden Puls. Anfassen am Bauch geht gar nicht, genau sowenig kann sie in den Truck rein oder raus springen. So fahren wir heute Morgen eine Veterinaria an. Auch sie kann Lola nicht anfassen. Sie spritzt ihr ein Entzündungshemmer und ein Schmerzmittel und rät mir, sie auf Zecken testen zu lassen und einen Ultraschall vom Bauch. Mensch Lola, wir wollen nach Argentinien, einen schlechteren Zeitpunkt für eine Krankheit hätte sie sich nicht aussuchen können. Was machen wir? Zurück nach Asunción wollen wir nicht, also Gas geben und ab nach Encarnación wo wir um 17 Uhr dreissig eintreffen. Ein Tierarzt hat ein Ultraschallgerät und dieser hat noch geöffnet. Per Telefon versichere ich mich, dass er bleibt bis wir eintreffen, auch wenn es nach "Ladeschluss" sein sollte. Ultraschall ist unauffällig. Allerdings strömt viel Gas (vom Darm) zurück in den Magen. (so interpretiere ich es!!) Ich muss ihr alle 8 Stunden Tropfen geben und Morgen um zehn sollen wir wieder kommen. Inzwischen ist es schon dunkel geworden und wir suchen uns einen Platz an der Costanera, welcher schnell gefunden ist, mit tollem Blick auf die Brücke. Bleibt nur zu hoffen, dass die Jungen Leute hier keine Partys feiern.
Gespannt schauen wir zur Brücke; wo bleiben die Autos?
Wir zweifeln langsam daran ob die Grenze wirklich offen ist.
Die Nacht blieb ruhig. Gegen zehn stehen wir wieder beim Tierarzt vor der Tür. Da Lola wieder nicht gekackt hat, aber frisst ohne zu erbrechen, bekommt sie einen Einlauf.
Jetzt müssen wir einen Platz anfahren wo Lola, bei Bedarf einfach raushüpfen kann, und warten. Nach einer knappen Stunde ist es soweit. Lola kann wieder und wie. Uff, alles wieder gut!
Jetzt endlich fahren wir zum Zoll. Unsere Befürchtung wird bestätigt. Gestern hat Argentinien wieder beschlossen dass der 1.11.21 für Touristen zählt, auch die Nachbarländer! Shit!
Okay, was jetzt? Wir erinnern uns, dass uns Oswald sein kleines Grundstück in Hohenau zum Stehen angeboten hat. Also ruft Bruno ihn an. Ja, natürlich sei kein Problem. Er schickt uns den Standpunkt und eine Stunde Später stehen wir vor dem "Tor", und eine weitere Stunde später auf dem Grundstück. Gegen Abend setzt heftiger Regen ein und es schüttet die ganze Nacht und den halben Sonntag weiter. Dementsprechend sehen wir nach dem Spaziergang aus. Erst am Montag zeigt sich so langsam die Sonne wieder.
Lola will hier nicht spazieren gehen. Aus jedem Grundstück kommen Hunde gerannt und versuchen sie anzugreifen. Sie hat Angst, steht still macht kehrt und rennt zurück zum Wagen. So geniessen wir den das "dolce far niente" bei angenehmen Temperaturen.
05. Oktober 2021
Heute ist der einzige Tag der Woche wo es nicht regnen soll. Also machen wir uns auf den Weg zurück nach La Colmena.
07. Oktober 2021
Unglaublich wie unzuverlässig die Wetterprognosen hier sind. Gestern kein Regen, letzte Nacht einmal ein kurzer Regenschauer, that's it.
Lola ist wieder krank. Hat starke Schmerzen, ihr Rücken ist hochgezogen, ihr Schwanz zwischen ihren Beinen. Sie zittert und kann nicht auf ihren Hinterbeinen stehen. Wir brauchen unbedingt ein Röntgen und eine Blutanalyse. Charles ist mit dem Auto unterwegs, wir wollen nach Colonel Oviedo, so rufe ich Jana an, eine junge Schweizerin die in La Colmena wohnt. Aber sie ist auch nicht hier, gibt mir aber eine Adresse wo wir ein Röntgenbild machen lassen können? Grosses Staunen?! Wie hier in
La Colmena? "Ja, ja, ruf Andrea an"! Tun wir. Als Charles zurück ist hieven wir Lola in den Mitsubishi und ab geht's. Die Tierärztin wartet bereis vor ihrem Haus auf uns, steigt in den Wagen und sagt wo wir hinfahren sollen. Vor dem öffentlichen
Análisis radiografia halten wir. Andrea schmunzelt. Die Frau ist eine Freundin von mir und ich kann Hunde und Katzen hier röntgen lassen. Mir soll's recht sein. Fünf Minuten später, halten wir die Röntgenbilder in den Händen, alles in Ordnung. Wir verlassen das Röntgenstudio vorbei an einem perplex dreinschauenden Paraguayer. Wir haben keine Ahnung was Lola solche Schmerzen bereitet. Sie bekommt wieder Entzündungshemmer und ein Schmerzmittel und diesmal ein Glicerin-Zäpfchen für die Darmentleerung.
In der Nacht muss sie sich übergeben, bis zum Morgen liegt sie zitternd auf ihrem Platz, will nicht aufstehen. Wieder fahren wir zu Andrea. Diese legt ihr eine Infusion, spritzt Schmerzmittel und Vitamine bei. Blut wird abgezapft und nach Asunción geschickt. Wir fahren zurück und müssen abwarten. Wieso nur können Hunde nicht sprechen?
Wir wir so sitzen und warten, erinnere ich mich, dass heute genau vor elf Jahren Pepa an einer Strychnin-Vergiftung gestorben ist.
09. Oktober 2021
Die Schmerzen plagen Lola. Aufstehen, Treppenlaufen alles schmerzt. Ihr Schwanz ist fest zwischen den Hinterbeinen eingeklemmt. Ein Spaziergang wird zur Qual. Sie legt, oder setzt sich hin, hechelt, zittert am ganzen Körper. Sie tut mir unendlich leid. Ich will sie medikamentös behandeln, hole mir eine weitere Meinung bei Julia ein. Bekomme Stress mit Bruno, weil er der Meinung ist, dass ich wieder zuviel des Guten will.
10. Oktober 2021
Lola will nicht aufstehen. Nur mit Mühe bekommen wir sie nach draußen, schon nach 100 Meter setzt sich sich hin, macht keinen Schritt mehr. Eine heftige Diskussion zwischen Bruno und mir entfacht.
Ich laufe zurück zum Pepamobil und rufe Julia an, ob es eine gute Tierklinik gibt in Asunción. -Bruno will, dass von einem richtigen Tierarzt abgeklärt wird was Lola plagt. Er ist mit den bisherigen Diagnosen nicht einverstanden und findet, dass am falschen Ort gesucht und therapiert wird- Ja gibt es, kommt die sofortige Antwort von Julia, die Masco Terra, an der Trinidad. Ich schicke eine WhatsApp, 2 Minuten später haben wir einen Termin für Montag acht Uhr. Wir packen unsere Siebensachen zusammen, verabschieden uns von Auerélie und Charles und stehen um ein Uhr im Westfalenhaus. Ich rufe in der Praxis an und frage ob sie auch Urgencia haben. Ja , haben sie. Eine halbe Stunde später öffnet uns der Tierarzt die Praxistüre.
Ich lege Ultraschall, und Röntgenbilder auf den Tisch. Er nimmt das Röntgen in die Hand und sagt: "Alles klar ihr Hund hat eine Spondylitis!" Es bedeutet "versteifende Wirbelsäulenerkrankung". Er zeigt auf die Wirbel, welche ab Nummer drei zusammen gewachsen sind.
Wir machen grosse Augen. Diese Krankheit heisst bei uns Menschen Morbus Becherew und Bruno kennt sie nur zu gut. Im Alter von 24 Jahren diagnostizierte man bei ihm diese Krankheit. Er hatte riesengrosses Glück, dass sie bei ihm "ausgebrannt" ist. Aber er weiss auch ganz genau wie heftig die Schmerzen sind.
Der Arzt checkt Lola noch durch findet aber weiter keine Einschränkungen. Lola bekommt wieder ein Schmerzmittel und ein Entzündungshemmer gespritzt. Wir bekommen ein Rezept ausgehändigt mit vielen Tabletten, welche sie in der jetzigen Akutphase in den nächsten fünf Tagen einnehmen muss. Ab da wird sie den Rest ihres Lebens Medikamente bekommen, welche bei einem "Entzündungschub" die Schmerzen erträglich machen werden und Entzündungshemmend wirken. Wir sind auf der einen Seite erleichtert, dass nicht eine Bauchhöhleneröffnung gemacht werden musste, auf der anderen Seite natürlich traurig, dass sie den Rest ihres Lebens mit dieser Krankheit wird leben müssen. Wir werden natürlich alles tun, um sie schmerzfrei zu halten.Wieder einmal hatte Bruno recht, es bringt nichts eine Blutanalyse oder ein Röntgenbild zu machen, wenn der Tierarzt nicht fähig ist diese auch zu interpretieren. Wir haben Lola über eine Woche mit Medis für Fieber/Erbrechen und Magen/Darm behandelt die rein gar nichts gebracht haben da eine falsche Diagnose gestellt wurde.
12. Oktober 2021
Wir sind wieder im Tranquilo. Lola geht es gut, sie ist wieder unsere Lola😍😍😍😍aufgestellt, fröhlich, will nur eins; spielen!
13. Oktober 2021
Gute News aus Argentinien. In der Nacht auf Freitag soll die Grenzstation Posadas ihre Tore öffnen!
14.Oktober 2021
Gestern Abend fegte ein heftiges Sturmtief über Paraguay. Zahlreiche Bäume wurden entwurzelt und natürlich fallen diese auf die Stromleitungen. Ab neun Uhr fiel der Strom und das Internet aus, bis heute Mittag zwei Uhr immer noch kein Strom/Internet/Wasser. Die Windböen waren so stark, dass mir angst und bange wurde so arg wurde unsere Hütte durchgeschüttelt, ich sah doch tatsächlich unser Pepamobil vom Winde auf die Seite gekippt. Bruno grinste nur!
Von der argentinischen Grenze kommen wieder neue News: Eröffnung erst von Freitag auf Samstag. Denen ist wohl auch angst und bange vor dem Ansturm. Auch wollen sie vorerst nur 800 Leute pro Tag einreisen lassen. Schön doof, steht man fünf Stunden an und ist dann Nummer 801!!
Samstag, 16. Oktober 2021
Seit Mittwoch Abend gibt es im Barrio Barrientos weder Strom noch Wasser. Internet funktioniert stundenweise. Das Wetter ist unfreundlich, diesig und kalt. Uns ist es egal, wir haben Windgenerator, Solarpaneele, Heizung und eine 450 Ah Batteriebank.
Lola geht es wieder sehr gut. Sie frisst, spielt und liegt wieder faul in der Gegen rum wie immer.
Sonntag und die Brücke ist immer noch gesperrt. Es ist unglaublich aber wahr, jetzt erpresst Argentinien Paraguay mit der Aufklärung der Morde an zwei argentinischen Mädchen von letztem Jahr. Hier der ganze Artikel zum nachlesen.
https://wochenblatt.cc/grenzoeffnung-argentinien-zwingt-paraguay-in-die-knie/
Die vier Tage ohne Strom haben in der Tiefkühltruhe von Auerélie grosse Spuren hinterlassen. Kiloweise Fleisch und Würste sind aufgetaut, welche jetzt verarbeitet werden müssen. Ein guter Grund um eine Grill-Party zu geben. Ab zehn liegen die ersten Leckereien auf dem Grill, die Vorbereitungen sind im vollem Gange. Gegen halb eins trudeln die ersten Gäste ein.
Die Gäste, bis auf eine Ausnahme, alles Europäer: Deutsche, Franzosen und fünf Schweizer. Die Stimmung ist locker, viel Wein und Bier helfen über die Sprachbarrieren. Bis spät abends wird gegessen und getrunken, das Fleisch wird fast alles weggeputzt.
19. Oktober 2021
Wiedereröffnung der Grenze Posadas-Encarnación heute um 9:30 h.
Mann, das war vielleicht eine Zangengeburt. Es gilt die 2G-Regel: geimpft, getestet! Auch sollen nur 800 Personen/Tag einreisen können. Des Weitern sieht es so aus, dass nur Familienangehörige, Geschäfts- und Berufsleute nach Argentinien einreisen dürfen. Seit heute Morgen versuche ich am Zollposten anzurufen, entweder ist es besetzt, oder keiner nimmt ab. Willkommen im Corona-Zeitalter! Nach acht Stunden hatten wir Glück, eine Señora hat geantwortet. Wir können mit der paraguayischen Cedula nach Argentinien einreisen. Vamos a ver!!!!
Bruno liebt ja das Basteln und Schrauben. Auch macht er sehr viele Dinge gerne zweimal. Diesmal aber sprengt er alle Regeln. Zum dritten Mal kriecht er unter den Truck um ein Federlager auszuwechseln. Zuerst nur um das defekte Teil umzudrehen, dann um ein neues Teil, welches aber nicht die richtigen Maße hatte, einzubauen, und jetzt um das Originalteil, welches ihm Reiner am Samstag aus Deutschland mitgebracht hat, zu montieren. Nach den Motto: Aller guten Dinge sind drei!
20. Oktober 2021
Plötzlich geht alles sehr schnell. Die Grenze in Posadas ist offen. Wow, super! Sofort schreibe ich die Botschaft in Buenos Aires an für einen Termin. Dann gibt's ein Abschieds-Apéro und am Donnerstag fahren wir los nach Encarnación wo wir gegen drei Uhr nachmittags einfahren. Wir steuern direkt den Zoll an, diesmal wollen wir vorher wissen ob sie uns rüber lassen, bevor wir den PCR-Test machen. Sí, sí puede, está abierto. Bueno, dann los ins Altalab. Wir kommen auch gleich an die Reihe. Bloß der Typ schiebt mir das Stäbchen bis in die Hirnzellen und bohrt während unendlichen Sekunden da oben rum, solange bis ich ihm die Hand wegnehme. Wir bezahlen 600'000 Gs (80 CHF) und fahren zu Claró, wo ich eine neue Roming-freundlichen Handy-Karte kaufe. Dann geht's ab an die Costanera wo wir uns für die Nacht hinstellen.
Kurze Zeit später hält ein Team von TeleSur neben uns und will ein Interview. Können sie haben, kein Problem. Nach all den Berichten in den letzten Jahren in Radio, Fernsehen und Zeitungen sind wir schon fast Profis
An der Costanera ist abends immer viel los. Laute Musik beglückt uns bis weit nach Mitternacht. Als die Musik endlich weg ist, fängt, gegen zwei Uhr nachts, Lola plötzlich an zu bellen. Ihr Bellen wird laut, dann wütend und zum Schluss aggressiv. Bruno steht auf und geht gucken. Er bekommt mit, dass zwei Junge Typen ums Pepamobil schleichen. Einer geht um den Truck rum der andere bleibt vorne. Zusammen gehen sie weg und Bruno sieht wie sie Steine aufheben und zurückkommen. Jetzt kommt unsere Taschenlampe zum Einsatz. Bruno blendet sie direkt ins Gesicht und die beiden rennen davon. Die Nacht war dementsprechend, aber was soll's, morgen geht's ab nach Argentina.
21. Oktober 2021
Die Brück ist ein tolles Fotosujet und mit Vollmond noch besser.
Wir sind nervös und fackeln nicht lange rum, schnell sind wir startklar und fahren zur Grenze. Wo normalerweise ein Chaos ist, ist absolut nichts los.
Die Grenzformalitäten sind subito erledigt, wir haben freie Fahrt über die Brücke nach Argentinien!!!!
Alles zur Grenzabfertigung kannst die hier nachlesen.
Und weiter geht's in Argentinien
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