Paraguay zum Dritten
02. November 2017
Wieder stehen wir vor sieben Uhr in den Stiefeln und malochen bis uns die Hände und der Rücken so weh tun, dass keine Schaufel mehr gehoben werden kann. Unser "zukünftiger Nachbar" ist auf Besuch in Paraguay. Er macht gleich Großeinkauf bei der Baumschule "Vivero Lucio".
Natürlich nutzen wir die Gelegenheit und schlagen ebenfalls zu. Mango, Mandarinen, Orangen, Limetten, Pflaumen, Pfirsiche, Birnen, Avocados und Kirschen. Dass diese allerdings hier wachsen, bezweifle ich doch sehr!
Und, natürlich müssen diese auch sofort eingepflanzt werden, denn für morgen ist wieder viel Regen angesagt, also wird wieder zur Schaufel gegriffen, obwohl eigentlich alle Muskeln streiken.
Gegen Abend bekommen wir Besuch von Nicola und Gerhard. Wir setzen uns zusammen und trinken ein Glas frisches Wasser! In Paraguay ist 0,0% Promille, also stossen wir mit Wasser an, der Sekt kommt beim nächsten Besuch. Bei dieser Gelegenheit holt Gerhard ein TDS-Messgerät aus der Tasche, steckt es ins Trinkwasser und ist begeistert. "Wow, ein Wert von 23 PPM, das ist super gut, nein Spitze!" Okay, uns soll's recht sein.
Gegen sechs in der Früh am nächsten Morgen öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Unser neu gepflügtes Feld hällt nur bedingt den Wassermassen stand. Als der Regen gegen zehn aufhört, besichtigen wir das Gelände und beschließen, einen weiteren Wasserkanal zu graben, diesmal vor dem kleinen Wald und doppelt so breit. Die ausgegrabene Erde werfen wir direkt auf die vom Wasser freigelegten Wurzeln. Schauen wir mal, wie sich dies bewährt, denn der nächste Regen ist schon angesagt.
Endlich sehen wir am nächsten Morgen ein Resultat, welches wir so akzeptieren können. Der Kanal kann fast alles Wasser auffangen. Wiese und Wald werden nicht meht überflutet und der Weg bleibt ein Weg und wird nicht zum Fluss. 😌 Jetzt muss noch an der Feinarbeit geschliffen werden, zwei kleine Brücken müssen herund der Ablaufkanal muss kanalisiert werden.
Wir müssen unbedingt ins Dorf, unsere Nummernschilder für's Auto sollten angekommen sein. Die fünf Kilometer sind alles andere als gut befahrbar.
Der Rio führt Hochwasser, die Teiche sind voll.
Es ist unglaublich aber wahr. Ein Haus zu bauen geht ohne Baubewilligung, genauso eine Strom- und eine Wasserleitung,
den Titulo "Fahrzeugausweis" und die Autonummer zu bekommen, dies ist eine Zangengeburt! Von einem Paket im Supermercado, wo die Nummern hingeschickt werden sollten, weiss keiner was. Nächster Termin...nächster Mittwoch.
Besuch einer Eukalyptus-Plantage
06. November 2017
Heute fahren wir mit Markus zu ihrer Eukalyptus-Plantage. Auf 10'000 Hektar werden hier, in der Nähe von Caazapá, 12'000'000 Bäume für die Holzwirtschaft Paraguays gepflanzt. In der hauseigenen Baumschule werden jedes Jahr
700'000 Baum-Setzlinge gezogen. Das Ziel, alle Bäume in der eigenen Baumschule zu ziehen, ist noch nicht ganz erreicht, aber in ein, zwei Jahren, so hoffen sie, wird es soweit sein.
Baumsetzlinge zu ziehen, gar nicht so einfach. Die Triebe werden mit sterilen Scheren geschnitten, in absolut hygienischen Treibhäusern die ersten Wochen gezogen. Wasser-, Luft-, Erdfeuchtigkeit müssen, genauso wie Düngerzugabe, 100% stimmen, ansonsten die Jungtrieben eingehen. Im Sommer dauert es ca. vier, im Winter sieben Monate, dann wird der "Setzling" ausgepflanzt.
Die Herstellung von Top-Qualitäts-Holzkohle, ein Bereich der Verwertung des Holzes.
Um einen neuen Betrieb, die Herstellung von druckimprägnierten Holzpfählen, hat sich die Firma erweitert. Mit deutschem Knowhow wird die Produktion in absehbarer Zeit ihren Betrieb aufnehmen.
Wieder "zuhause" geht die Schuffterei weiter. Bruno macht sich daran, den Stellplatz fertig zu stellen. Gut, hat er mal auf dem Bau gearbeitet! Er zementiert, pflastert, schleift, bessert aus, lässt vier Tonnen Kies herbringen...
...welche unter den wachsamen Augen von Lola abgeladen werden.
Schöne breite Treppe, für alte Leute, wie ein Freund uns schrieb! Ja, die Rampe für den Rollator kommt später.
Hier haben ja die meisten Menschen Hunde. Diese werden aber eigentlich nur gefüttert, sonst sind sie sich selber überlassen. So auch Rocky, der eine Hund vom Nachbarn. Dieser kam, nach vierzehn Tagen rumstreunen, mit diesem Loch zurück. Maden fressen ihn auf. Natürlich renne ich sofort zum Veterinaria. Auswaschen, Maden mit einer Pinzette rausnehmen, desinfizieren", so die Auskunft der Tierärztin. Okay...über 50 Maden und 6 Würmer habe ich, aus etwa zwanzig verschiedenen "Löchern" rausgepult. Nach drei Tagen war die Wunde fast zu, nach fünf bildete sich eine Kruste. Brrrrr!
Nach zwei Wochen, zweimal Duschen und einigen Nachbehandlungen geht es ihm sehr viel besser.
Nachtrag vom 29.11.17 / Nach drei Wochen fängt es wieder von vorne an!
Sylvia macht einen Ausflug zum Cerro Acatî und fragt, ob ich mitfahren will. Aber logisch, meinen geschundenen Händen tut dies nur zu gut. Mal einen ganzen Tag keine Schaufel, keinen Rechen, keine Hacke, eine Wohltat. Um zehn starten wir. Brigitte, ihre Freundin auf Besuch aus Deutschland und Rosie, eine ausgewanderte Deutsche, sind auch mit von der Partie. Nach fünfzehn Kilometern erreichen wir den
Cerro Acatî
Der Acatî ist mit seinen 600 Höhenmetern einer der hohen Berge Paraguays. Die Aussicht weit übers Land ist wunderschön.
Die Umgebung ist saftig grün, das Picknick super lecker, was will Frau mehr?
Eine kleine Herde Rinder begegnet uns, der Bulle mit einem riesigen Loch voller Maden.
Die Buckel im Fell...Maden und Würmer!
In meinem "Versuchs-Garten" wachsen und gedeihen Kartoffeln neben Ananas! Von allen Früchten und Bäumen versuche ich Setzlinge zu ziehen. Bin gespannt, was daraus wird. Zurzeit kann man fast zusehen, wie es wächst.
Am Freitag fahren wir nach Villarrica zum Einkaufen. Je näher wir der Stadt kommen, desto dunkler werden die Wolken. Wieder zieht ein Gewitter mit sintflutartigen Regenfällen über die Gegend.
Eigentlich wollte ich ja zu Hause sein, wenn das nächste Mal die Wassermassen über unser Gelände fließen, beziehungsweise, nicht mehr fließen sollten. Wir sind gespannt, was uns erwarten. Wow, super, unsere Drainagen, unsere Schufterei haben sich gelohnt. Zig...Schubkarren Erde haben wir in den Wald gekarrt und anschließend Grasmotten eingesetzt. Es fließt nur noch Oberflächenwasser durch den kleinen Bosque, die Erde bleibt liegen und wird nicht mehr weggeschwemmt. Heute gibts definitiv ein gutes Glas Wein!
Fotos nur mit dem Handy.
Die Nächte sind herrlich frisch und morgens erkunden Lola und ich die Gegend. Wie ganz anders die Flora hier doch ist.
Nach den andauernden Regenfällen vom Freitag liegt überall Wasser, welches bis zu eineinhalb Meter tiefe Furchen in die Weiden gräbt. Wir haben sogar einen kleinen, temporären Wasserfall. Lola und Peluche, ein Nachbarshund, haben viel Spass im Wasser.
Auch im Mini-Garten wächst es. Die ersten Zucchini können bald geerntet werden.
In Yataity findet jedes Jahr die zehntägige Expo für traditionelle Ai Poi Strickkunst statt. Bunt und fröhlich präsentieren sich die Damen der Tanzgruppe. Auf grob gewebten Leinenstoff werden einzigartige Muster nach alter Tradition gestickt, welche dann zu wunderschönen, luftigen Kleidern verarbeitet werden, die im Sommer für eine angenehme Kühlung sorgen. Wir schlagen natürlich zu, denn kühle Klamotten kann man bestimmt gebrauchen.
Filigrane Strickarbeiten.
Auf dem Heimweg kommen wir bei einem Vivero vorbei. Wir halten an und erkundigen uns nach diversen Baum-Preisen.
Upps, da hat uns der erste Gärtner aber ganz schön abgezockt. Wir kaufen für 10'000 Guaraní = 1,80 CHF pro Baumsetzling: Lapacho, Macadamia-Nuß, Mísperos.
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