Chile zum Ersten
Teil II
Iquique
19. April 2016
Eine zollfreie Stadt!
Wir benutzen die Gelegenheit, neue Reifen sind das Thema.
Bruno speedet von Pontius zu Pilatus.
Michelin und Bridgestone haben wohl unsere Größe aber nicht
das gewünschte Profil.
Er findet es...oh Schande... bei KUMHO!
Kennst du nicht? ich auch nicht, sind aber koreanische Reifen!
Mal sehen wie lange die Dinger rund laufen.
Beim Preis von 1'800 $ (für alle vier, montiert mit
brachialer Gewalt) rechnen wir mit 20'000 km.
Das Ganze dauerte fast vier Stunden.
Anschliessend fahren wir noch hoch bis
- Santiago Humberston -
In der Salitrera Santiago Humberstone verbringen wir zwei Stunden und
werden zwei Jahrhunderte in die Vergangenheit zurückgeführt.
Etwas Geschichte!
Chile war einst, zusammen mit Peru und Bolivien, der größten
Salpeter-Lieferant für die ganze Welt.
Das „weiße Gold“ lagerte, im Altiplano, in Schichten auf den Steinen, man brauchte es
nur abzukratzen. Dem Deutschen Thaddäus Haenke, gelang es 1809 als Erster, in Südamerika,
Natronsalpeter in Kalisalpeter umzuwandeln. Ein Jahr später entstand in Peru die erste
„Salitrera-Oficinas. Wenig später entdeckte man Salpeter als Düngungsmittel!
Bolivien, Peru und Chile beschlossen gemeinsam zwischen dem 23. und 25. Breitengrad die
Ausbeutung des Gebietes. Bald einmal war es den einzelnen Ländern aber bewusst, dass
hier viel Geld zu holen ist. Eines ergab das andere und in einem erbitterter Krieg,
-dem Salpeterkrieg- (1879 – 1883), fielen alle Gebiete an Chile. Für Bolivien endete der
Krieg im Desaster: Es verlor seinen einzigen Korridor zum Meer.
1918 entdeckte, wieder ein Deutscher, der Chemiker Fritz Haber ein
Verfahren zur künstlichen Herstellung von Nitrat. Der Boom des
„weißen Goldes“ fand ein jähes Ende.
Heute Zeugen die Salitrera Humberstone und Santa Laura, welche
restauriert, oder erhalten blieben, von den "goldenen Zeiten".
Salitrera Santiago Humberstone
Mr. Humberstone besuchte die Mine äußerst selten und wenn,
nur um sich zu vergnügen und sein Geld einzutreiben!
Den Luxus einer eigenen Badewanne hatte nur wer zu den
oberen Führungskräfte gehörte.
Kinderspielzeug: Pistolen aus Draht und Züge aus Blechdosen
für die Jungs...
Puppen aus Holz für die Mädchen!
Küche und Näharbeiten für die Frauen!
Strom und Licht im achtzehnten Jahrhundert.
Für die Männer und Jungs blieb nur die harte Arbeit, für einen Lohn aus "Spielgeld" welches nur in der Minenstadt gültig war.
Wir fahren weiter und stoßen nach 50 km auf den
- Gigante de Atacama -
Er ist mit seinen 86 m das größte Scharrbild überhaupt und stellt einen König
oder Gott dar, der eine Federkrone trägt.
Was in Chile nicht niet- und nagelfest ist, wird zweckentfremdet...
oder ganz einfach geklaut!
Solarmodule und Batterien wurden
abmontiert! (nicht nur hier, überall!)
Bruno hat in Iquique neue „Tageslichter“ gekauft. Diese montiert er am späten Nachmittag,
ich backe einen Apfelkuchen und so genießen wir den Tag.
Der Vollmond war suuuuper!
Nächster Stopp
Caleta Vitor
Kleine Bucht mit grandioser Aussicht.
22. April 1983 – 22. April 2016
Unser 33. Jahrestag!
Den Tag feiern wir mit allem „Drum und Dran“!!!!!
Wir liegen schon ne Weile im Bett, als es draußen laut wird.
Es ist Weekend und die Jugend von Arica fährt vor.
(Natürlich mit ihrer geliebten lauten Musik.)
So packen wir zusammen und fahren ans andere Ende der Bucht
wo die Nacht wieder so ist wie sie sein sollte.
Neuer, ruhiger Stellplatz!
Seit unserer letzen Wagenwäsche sind es jetzt zwei Monate
und 23 Tage! (oh Schande gäu Housi???)
Höchste Zeit, dass unser Kärcher wieder einmal zum Einsatz kommt.
In Iquique sagte man uns, dass es hier keine Lavaderos für LkW’s gibt!
Also ist wieder einmal self-made angesagt!
Sehr zur Freude von Lola!
Arica
Nördlichste Stadt in Chile.
(auch keine Schönheit)
Pepamobil braucht einen Ölwechsel!
Im Lubricentro werden wir freundlich empfangen und
unser MAN bekommt, wieder einmal seit drei Jahren, ein
anständiges deutsches Öl!!!!!!
Auf dem Camping Armada planen wir unsere Weiterfahrt.
Wir wollen bis zur bolivianischen Grenze und dieser entlang wieder
Richtung Süden. Mal sehen wie weit wir kommen!
Hier haben wir ein WiFi, welches man wieder einmal als
solches bezeichnen kann. Unsere beiden Mac's laufen die ganze Nacht
und laden Podcasts vom Schweizer Fernsehen runter.
Dank: Puls, Kassensturz, Einstein, Kulturplatz, Rundschau, Tagesschau,
DOK, Aschbecher & CO. wird uns nie langweilig!
**********************************
Auf der Nationalstraße "11CH" verlassen wir Arica.
- Poconchile -
Hat eine hübsche kleine Kirche und einen riesigen Friedhof, welcher
überhaupt nicht im Verhältnis zur ausgestorbenen Ortschaft passt.
Die Erklärung gibt uns der Reiseführer.
Während des Baus der Eisenbahnlinie nach Bolivien, wurden viele
der Arbeiter Opfer der Malaria und hier begraben.
Wieder geht es den Berg hoch Richtung Bolivien.
Zwischen 2'500 und 2'800 m ü.M. wachsen hier die
vom Aussterben bedrohten
- Kandelaber-Kakteen -
Eine Baustelle von 24 km und die damit verbunden Kolonne,
plus die Steigung, macht es unmöglich zu stoppen und die Dinger zu fotografieren. Es bleibt keine andere Möglichkeit als aus dem
fahrenden Wagen hinaus!
Wir hoffen, wir sehen noch mehr davon.
Auf 2'900 m schalten wir einen Höhenanpassungsstopp ein.
Vorher gab es absolut keine Möglichkeit.
Auch dieser Platz ist nicht das Gelbe vom Ei.
Keine 100 m von der Strasse weg wo die Lkws die ganze Nacht hindurch
hinunter donnern, die einen mit guten, leisen Motorbremsen, die
andern mit einem Höllenlärm!
In Putre, auf 3650 m ü.M. nächster Stopp.
Vorerst bleiben wir noch auf einem kleinen Plateau oberhalb Putre
mit Aussicht auf die
- Nevados de Putre -
und dem
Volcán Tabaacá 5775 m
Auf der Hauptverbindungsstraße, Arica - La Paz,
-Boliviens einzige Verbindung zum Meer-,
schrauben wir uns den Pass hoch, zusammen mit ...zig Tausend anderen Lkw’s.
Der Lastwagenverkehr ist enorm.
Auch die Luftverschmutzung der alten Trucks. Allesamt Euro 2 oder älter.
Die Umweltminister Europas sollten einmal hier in Südamerika
(oder Zentralamerika) Urlaub machen. Die Ganzen Bemühungen in Europa,
werden hier mit Füßen getreten!
Die Lkw-Kolonne am Zoll ist bestimmt fünf Kilometer lang.
Wir fahren an allen links vorbei und biegen beim Zoll rechts auf eine kleine Piste,
welche uns zu den Termas Chirigualla, auf 4.460 m ü.M. bringt.
Windgeschützt in einem kleinen Holzhaus, ein Becken, welches zum plantschen einlädt. Im Adamskostüm stürmen wir die „Badewanne“...
haben aber die Rechnung ohne den Wirt, bez. dem heißen Wasser gemacht.
Scheibe, das Wasser war mindestens 45 wenn nicht 48 Grad heiß.
Für Bruno ein Ding der Unmöglichkeit. Bis zum Bauch schafft er es, zwei Minuten,
dann juckt er wieder hinaus. Ich bin bei heißem- wie bei
kaltem Wasser, taff! Aber auch ich werfe nach fünf Minuten das Handtuch!
Haare waschen ist nur draußen möglich,
ansonsten vermutlich gleich alle weggebrannt würden!
Auf über 4400 Meter schlafen wird eine kleine Herausforderung.
Vorsichtshalber werfen wir alle ein Aspirin ein. Die zwei Großen ein 200 mg,
Lola bekommt ein Kinder-Aspirin (50 mg).
Die Nacht war klirrend Kalt, -4 C°. Als wir aufstehen ist es in der
Hütte 10 Grad plus, auch nicht wirklich eine Hitzewelle.
Also Heizung anschmeissen und wieder ins Bett.
Lola hat inzwischen auch wieder das "Schlafzimmer" erobert??????
Wir fahren den selben Weg zurück um uns die Kirche von
Pinacota anzuschauen. Laut Reiseführer die schönste Kirche hier.
Na ja... wenn sie es schreiben!!!!
Das Dorf ist fast ausgestorben, wie die meisten Ortschaften an welchen wir in den nächsten Tagen vorbeifahren. Das Leben in dieser Höhe mit dem wenigen was es zu bieten hat, zu mühevoll!
Nur diese beiden Vierbeiner halten die Stellung!
Wir nehmen die A-211 und fahren Richtung Salar de Surire.
Der Vulkan Guallatiri zeigt sich von seiner schönsten Seite.
Die zwei Rauchsäulen sind mal mehr, mal weniger sichtbar.
Die Piste führt zur Hinterseite des Vulkans. Hier sind die
zwei Rauchfelder gut sichtbar. Die Luft ist geschwängert mit Schwefel.
Wir kommen zur Polizeistation in Guallatire.
Von den Polizei erfahren wir, dass der Vulkan 2013 zum letzten Mal
ausgebrochen ist. Seither qualmen die zwei Felder!
Auch hier, nur noch die Kirche in einem guten Zustand,
der Rest des Dorfes dem Zerfall überlassen.
Auf der Strecke zum Salar kommen uns zwei Radfahrer entgegen.
Ein französisches Paar. Wir quatschen fast eine Stunde.
Tauschen Infos aus und ich gebe ihnen für zwei Tage Proviant mit,
da sie bis Putre keine Einkaufmöglichkeit haben werden.
Wir fahren weiter und sehen gegen dreizehn Uhr, zum ersten Mal,
in der Ferne den
- Salar de Surire -
mit seiner umwerfenden Landschaft!
Wir nehmen die linke Seite des Salars, etwas länger dafür mit viel
mehr Tieren. Vicuñas en masse, Flamingos und sonstiges Federvieh!
Langsam nähern wir uns unserm Ziel, mit immer
tolleren Landschaftsbildern.
Und endlich sehen wir zum ersten Mal die
- Termas de Polloqueres -
...und sind einfach nur sprachlos!
Lola wirft natürlich sogleich ihren Ball ins Wasser,
welcher vom starken Wind, sofort in die Mitte des Pool getrieben wird.
Ihr ist das Wasser zu heiß, sie springt nicht hinein!
Also Badeklamotten an und rein ins heisse Wasser.
Einfach nur herrlich!
Wir verbringen zwei Tage in dieser tollen Landschaft und
meine Nikon läuft wieder einmal heiß!
In der Nacht wird es minus ein Grad kalt!
In der Früh steht eines von uns auf und lässt die
Heizung an, in der Hütte sind es frische 14 Grad!!!!
Gegen sieben Uhr ziehe ich warme Klamotte an und raus geht's
zum Fotografieren.
Es dampft, qualmt und brodelt aus aller Fugen und Ritzen!
Gegen zehn Uhr ist es Zeit für ein Schlammbad...
soll ja sehr gesund sein!
Dann wird es wieder Zeit die Kamera zu packen und
die Gegend auszukundschaften.
Es ist einfach nur umwerfen schön hier, ich weiß nicht welche Fotos
ins Journal müssen und welche nicht!
Als gegen Abend auch noch Wolken aufziehen ist es endgültig
geschehen um meine Auswahl!!!!
Nach zwei genialen Tagen nehmen wir Fahrt auf Richtung Colchane.
(Gehört ab sofort in unsere Top-10 Liste Südamerikas)
Unsere heutige Etappe ist 76 km lang.
Die Piste ist in einem guten Zustand. Wir passieren wieder
tolle Bergwelten und unser höchster Punkt liegt bei 4730 m ü.M.
Auf 4500 m treffen wir auf eine Anzahl
-Queñua -Krüppelbäume-
Es ist die am höchsten wachsende Baumart der Welt
und sind bis auf 5000 m Höhe anzutreffen.
Und immer wieder kommen wir an verlassenen Orten vorbei, wo nur noch die Kirche dem Zerfall standhält...
Die Kirche von Isluga gehört zu den schönsten!
Aber auch hier ist der Zerfall stark fortgeschritten.
Die Kirche jedoch ist gut gesichert, beten darf hier keiner mehr...
Auch die vielen verlassen Häuser sind alle verriegelt.
Während unseren Fahrten hat Lola zwei bevorzugte Stellungen...
Auf dem Schoß des Beifahrers...
...und sitzend zum "Fernsehen" schauen um ja kein Viehzeug zu verpassen!
Währe ja echt schlimm, wenn sie all diese Prachtexemplare verpassen würde.
___________________
Für alle in dieser Homepage gemachten Angaben und Links
und eventuell daraus resultierenden Schäden oder
Nachteile können wir keine Verantwortung übernehmen.