Teil III
Am Samstag den 24. Oktober
verlassen wir die Playa Escondida.
Die Stich-Attacken hören nicht auf. Es sind winzig kleine schwarze Punkte
die sich an meinen Hautschuppen gütlich tun. Jeden Tag werden es mehr.
Ich muss weg hier!!!!!!!!!
Wir nehme die Küstenstrasse südwärts, übernachten in Mompiche,
einem Surfer-Ort, und fahren am anderen Morgen weiter bis
- Punta Prieta -
Diese Finca gehörte bis letzten Juli Alonso, einem 70 jährigen Ecuadorianer,
welcher einen Narren an Camper gefressen hatte.
Reisende durften auf seinem Grundstück,
kostenlos, stehen. Jetzt ist die Finca in neuen Händen, dass
sich vieles geändert hat stellen wir später fest.
Hoch über den Felsen steht das Wohnhaus mit einem eigenen
Leuchtturm und Pool. Alles scheint ein wenig "sich selber"
überlassen zu sein!
Ein ruppiger Weg, mit viel Gestrüpp, führt an den Strand hinunter.
Auch hier dürften wir stehen, meint der Chico, welcher uns mit seinem
Quad hinunter führt. Wir beschliessen erst einmal oben beim Haus
zu kampieren.
Der Pool beim Leuchtturm ist leider leer, der Natur-Pool, unten am Strand,
welcher sich bei Flut mit Meerwasser füllt, voll Sand. Am Strand überall Müll.
So verlassen wir nach zwei Tagen die Punta Prieta. Als ich bezahlen will,
wollte der Chico tatsächlich 40 Dollar haben. In der Regel bezahlten wir bis
anhin 5 Dollar pro Person und Nacht. Mit Strom/Wasser/WC/Dusche.
Ohne "Service" 3 Dollar! Dies erkläre ich ihm auch, drücke ihm
20 Dollar in die Hand und wir machen uns vom Acker.
Nächster obligatorischer Halt:
- Montecristi -
Hier werden die Sombreros de Montecristi gefertigt.
Wir alle kenne sie unter dem Namen:
- Panamahut -
Über die Entstehung des Namens gibt es viele Theorien. Eine davon ist geschichtlich belegt:
Früher konnten Güter, welche in Südamerika hergestellt wurden, nicht
direkt in die USA importiert werden. Zentrale Sammel- und Zollstelle für den USA-Import war allein Panama.
So trugen alle Hüte, aus welchem Land sie ursprünglich auch stammten, den Zollstempel aus Panama. Man nannte sie daher in den USA kurzerhand
- Panama hat -
Dieser Name wurde dann Weltweit übernommen.
Ausgangsmaterial ist die Toquilla-Pflanze. Die Strünke werden kurz in Wasser
abgekocht und danach zum Trocknen aufgehängt.
In den kleinen Handwerker -Ateliers kann man den Menschen bei der Arbeit
zuschauen. Über den zu fertigenden Hut gebeugt flechten die Hutmacherinnen,
in monatelanger Arbeit, die Hüte.
Für jeden Geldbeutel gibt es Anfertigungen.
Die billige Ausführung, hier regnet es hindurch,
kostet 25 Dollar. Arbeitsaufwand 14 Tage mit den vielen notwendigen Pausen.
Die mittlere Preisklasse,der "Fino", ist zwischen 100 und 400 Dollar zu kaufen.
Hier muss der Träger schon einige Zeit im Regen stehen,
bevor er eine nasse Birne bekommt. Bei der Luxusausführung, dem
"Superfino" blättert Mann bis zu 1200 Dollar auf den Tisch.
Arbeitsaufwand fünf Monate. Mit diesem Exemplar bleibt das Haupt des
Mannes 100% trocken, mag es noch so runterschütten!
Bruno, welchem jeder Hut gut steht, hat sich für die billige Ausführung entschieden.
Jammerschade, so ein Geizkerl!
Ob die Preise korrekt sind, weiss ich nicht genau, es waren die
Angaben welche wir vom Verkäufer bekommen haben.
Laut Reiseführer sollen die Hüte wesentlich
billiger sein.
Berühmtheiten wie:
Theodore Roosevelt, Napoleon, Hemingway, Churchill,
Truman, Honecker und Paul Newman zählten zu ihren Träger.
und jetzt eben auch Bruno!
Rohlinge. So werden die Hüte
aus den Manufakturen zu den
Hutmachern in Montecristi geliefert.
Der "Rohling" wird jetzt auf einen Stein-Block gelegt, welcher sich auf einem Pfosten befindet. Es kommt ein weiterer, Holz-Block diesmal, darauf und
wird nun von den Arbeiterinnen in einer typischen stehenden, nach vorne gebeugter Haltung, fertig geflochten.
Fingerfertigkeit ist gefragt!
Oberhalb der Kleinstadt Montecristi, thront das
Hier auf dem grossen Parkplatz dürfen wir, für eine
„Collaboration para comer“ (Essenshilfe) die Nacht verbringen.
Unterwegs an die Küste.
Unser nächster Stopp der Platz vom Schweizer Christian in Salango.
Die kleine Halbinsel, vorgelagert bei Puerto Lopez, gehört zu einem weiteren
(Schweizer-) "Pflichtstopp" in Ecuador.
Leider ist Christian nicht hier. Er arbeitet bis Dezember in der Schweiz :-)
Obwohl das Wetter diesig ist geniessen wir die erholsamen, ruhigen Tage.
Meine Kratz-Orgie dauerte genau fünf Tage,
jetzt 10 Tage später ist alles vergessen.
Hier habe ich -ausser in der ersten Nacht- nie
mehr gekratzt!!!!!
Oberschenkel und Leisten mussten aber herhalten!
Der 2. November, Allerseelen, ist ein grosser Feiertag. Dazu kommt der Unabhängigkeitstag
von Cuenca am 3.11. also grosse Fiesta in Ecuador.
Entweder sieht man die Ecuadorianer auf dem Friedhof, an der Playa -wohnt
man in Meeresnähe- oder im Balneario (Schwimmbad) überall
herrscht Hochbetrieb, nur die Strassen sind (fast) leer!
So verlassen wir Islamar und nehmen die Küstenstrasse Richtung Guayaquil.
Wir kommen an endlos langen Sandstränden vorbei. Mal sind es
nur kleine Ortschaften mit deren Einwohner, dann wieder extrem touristische,
aus allen Nähten platzende Benidor-Verschnitte.
Überall Fiesta!
Der Verkehr rollt gut und in drei Stunden erreichen wir Guayaquil, 2.5 Millionen
Metropole und zweitgrösste Stadt Ecuadors. Unser „Liebherr“ ist mehr als leer,
also ist Einkaufen angesagt. „Megamaxi“ klingt gut, ist gut ... ist super Gut!
Federer- Bratwürste, wenn die mal nicht Federer-mässig megagut sind!!!!!
Greyerzer, Tilsiter, Floralp Anke, Dijon Senf. Heute kommt der
dicke Geldbeutel zum Einsatz.
Kühlschrank und Tiefkühler sind wieder voll also können wir die
nächsten zwei Wochen unter die Räder nehmen.
Einen Schlafplatz zufinden war nicht schwer, Fahren wir doch durch
Kakao-, Bananen-, Mais- und Zuckerrohr Plantagen. Eigentlich wollten wir noch
bis auf 1000 m ü.M. doch die
Dämmerung setzte ein und für uns höchste "Eisenbahn" um einen Platz zu suchen.
Wir stellen uns unter einen grossen, riesengrossen Baum am Rande eines
abgeernteten Maisfeldes. Einige Häuser -in guter- Distanz ignorieren wir.
Als wir ins Bett gehen, kühlt es draussen auch schon von 30 auf 25 Grad ab. Super!
Ist dies nicht ein MEGA-SUPER-GUTER Schlafplatz?
Weiter geht die Fahrt auf der E491, Hauptverbindung Guayaquil-Quito.
Wegen des Feiertages ist es auch heute ruhig auf den Straßen.
Wieder einmal ist Tanken angesagt. Heute macht es richtig Spass.
204 Liter für 57 Dollar. Was waren das noch für Zeiten als wir diese Preise in Europa hatten !
Wieder staunen wir, über die ärmlichen Verhältnissen, in welchen
die Menschen hier wohnen müssen.
Eine knappe Stunde waren wir unterwegs, als unser Nüvi
2200 Höhenmeter anzeigt,
höchste Zeit einen Schlafplatz zu suchen. In der Ortschaft
Balsapamba versuchen wir eine kleine Stichstraße zu nehmen
und landen hinter einer geschlossenen Polizeischule.
Perfekt!
Ideal fürs Fensterputzen, Hütte abschrubben, kleinere Umbauarbeiten
und alles wieder einmal bei strahlender Sonne.
Wir halten es hier gleich wie in der Schweiz.
Unten Grau, oben Blau!
Bis Salinas sind es nur 78 Kilometer.
Bei einer „LAVADERO“ halten wir und lassen wieder einmal
unsere Hütte abspritzen.
Nach 14 Tagen am Meer muss das Salz vom Chassis runter.
So gut wie hier hat uns noch keiner den Wagen gewaschen.
Der Chico förderte Dreck
zum Vorschein, fast ohne Ende. In jede Ritze spritzte er.
„Eigentlich sollten wir direkt nach Australien verschiffen,
so sauber ist das Pepamobil“ meinte Bruno.
Die gründliche Reinigung dauerte. Lola ihrerseits fand es zu lange!
Sie feierte Party!
Zuerst nimmt sie ihr „Chörbli“ auseinander, danach Brunos neuer Panamahut!
Es ist das erste Mal, dass sie uns etwas kaputt macht!
Bruno ist schön froh, hat er nicht den teuren "Fino" gekauft.
Nächste Station
- Salinas -
In Salinas gibt es DIE Käserei.
Vom Schweizer Joseph Dubach (Don José Dubach) wurde 1978
den Einheimischen gezeigt wie man „Hartkäse“ fabriziert.
Die Käserei ist wohl klein, aber oho!
Morgens bringen die Kleinbauern ihre Milch per: Pedes, Esel, Pferd,
Lama oder Toyota in die Käserei.
Mit erstaunen stellen wir fest, dass, ausnahmslos alle,
rassig unterwegs sind.
Wir kommen schon bei der kleinsten Steigung in Atemnot, die Einheimischen
sind sich aber an die Höhe gewohnt und scheinen immer zu rennen!
Vielleicht sollten wir auch durch die Gegend rennen, wir sind danach wenigstens weiter,
wenn wir keinen Atem mehr haben!
Für 35 Cent pro Liter verkaufen sie die Milch der Käserei,
ein Liter frisch Milch kostet im Laden 70 Cent.
Auch wir decken uns mit Greyerzer, Tilsiter und Dambo ein. Hat „Auslandschweizer“
schon lange keinen Hartkäse mehr verzehrt, schmeckt dieser saugut! Weder
nach Greyerzer noch nach Tilsiter, aber gut!
(dieser Vermerk gilt den Nanuqu’s )
Für ein Kilo Greyerzer bezahlen wir 13 Dollar!
Da wir noch über ein kleines Stück original Greyerzer aus der
Schweiz verfügen gehe ich in die Käserei und biete den Käse an.
"Viel zu Salzig" lautet der Kommentar.
"Ecuadorianer würden so etwas nie essen."
So unterschiedlich sind eben die Geschmäcker.
Unser Schlafplatz für diese Nacht auf 3520 Meter bei der Käserei in Salinas
Wir fahren weiter.
Da unser Hauptziel auf 4800 Meter liegt legen wir noch einen
Zwischenstopp auf 4100 m ein.
Die nur 7 km bis dort schaffen wir gerade noch an diesem Tag 😉
Die Nacht war für beide wieder unruhig. Die Höhe macht sich wieder bemerkbar.
Gegen fünf Uhr fallen einige Regentropfen.
Wir beschliessen einen weiteren Tag hier abzuwarten.
Viel Zeit um Fotos zu machen und durch die Gegend zu streunen.
Obwohl das Wetter diesig ist, sehen wir in weiter Ferne den
- Chimborazo -
höchster, inaktiver Vulkan, in Ecuador.
Es regnete die ganze Nacht! Am nächsten Morgen geht es, auf matschiger Gravelroad,
zum Visitor-Centro des Chimborazo.
Ab 4300 m liegt Schnee. Die Zufahrtsstrasse zum Vulkan
ist Schneebedeckt, der Vulkan nicht zu sehen.
Heute bleibt das Refujo (der Nationalpark) geschlossen.
Zuviel Schnee auf der Strasse und es soll weiter schneien.
Noch haben wir keine Steigeisen und Eispickel für unser Pepamobil.
Auch liegen die Schneeketten in Deutschland.
Wir wenden und geben das nächste Ziel, die Laguna Quilotoa ein. Plötzlich machen uns
alle entgegenkommenden Wagen Zeichen! Lichthupe, abwehrende Handzeichen,
Daumen nach unten! Keiner hält aber an. Beim nächsten LKW fahre ich in die Mitte,
erzwinge ein Halten und will wissen was los ist. „ Kein Durchkommen, weiter unten, Felssturz!“
Okay, dann zurück und die kleine Umfahrungsstrasse nehmen. Sie ist eng, führt durch kleine
Dörfer, durch eine Schlucht, welche bei schönem Wetter bestimmt toll ist! Nach 22 km sind wir
wieder auf der Panamericana und biegen in Latacunga links ab Richtung Lagune. Schnell sind wir
wieder auf 3'600 m. Wir wollen nicht schon wieder auf 4’000 m schlafen, ständiges Kopfweh seit
4 Tagen reichen uns vorerst. Wir nehmen die erste Gelegenheit, stellen uns, sehr zum Erstaunen
der vorbeifahrenden Automobilisten, direkt an den Strassenrand. Wir nehmen an,
dass nachts kein Verkehr sein wird. Man darf ja hoffen!
Hoffnung war vergebens. Die ganze Nacht war Betrieb: Autos, Taxis, Hunde,
Kühe und Nachtschwärmer die vor unserer Hütte stehen bleiben
und über die "Gringos" diskutieren.
Früh stehen wir auf, mit uns die Sonne! Endlich wieder einmal
strahlend blauer Himmel. Schnell fahren wir los um die Landschaft zu geniessen,
denn, der nächste Nebel steigt garantiert gegen Mittag vom Tal hoch!
Obwohl nur 60 Kilometer, brauchen wir gute zwei Stunden.
Die Strasse schlängelt sich
Berg hoch, Berg runter. Vorbei an mehrheitlich braunen Feldern, sie liegen noch
im Winterschlaf. Nur die Zwiebelfelder haben ein blasses Grün.
Die
- Laguna Quilotoa -
ist die schönste Lagune in Ecuador.
Beim letzten Ausbruch, vor 800 Jahren, brach der Vulkan in sich zusammen
und der 3 km lange und 250 m tiefe Kratersee entstand.
Auf dem grossen Platz ausserhalb Shalalá - einem Ecotúrist-Centro -
mit grandiosem Ausblick, übernachten wir
und machen am nächsten Morgen noch einmal eine
Kurzwanderung am See entlang.
Die ganze Umrundung dauert über fünf Stunden, zu weit für Lola!
Weiter geht es auf der Quilotoa Loop bis Chugchilan. Die neu erstellte
Teerstrasse führt steil den Berg hinunter. Bruno fährt im zweiten Gang
-mit Motorbremse-. Die Steilhänge wurden nur rudimentär
gesichert, eine Zeitbombe?
Auf kurvenreicher, interessanter Streckenführung geht es von 3200 m ü.M.
hinunter auf 2500 um sogleich wieder auf 3400 zu steigen. Der höchste Punkt heute war wieder über 4000 m ü.M.
Es ist wie auf einer Achterbahn, hoch, runter, hoch runter, hoch.......
Die Temperaturen schwanken innert dreissig Minuten
zwischen 27° und 7° Grad.
Wieder auf der Panamericana fahren wir an Quito vorbei und steuern die
- Termas de Papallacta -
an. Wir unterschätzen die Distanz und vor allem die Höhenmeter, so legen wir
noch einen Zwischenstopp an der Laguna Papallacta ein, bevor wir
am nächsten Morgen hinunter zu den Thermen fahren.
Die Thermen geniessen den Ruf,
die schönsten und saubersten Ecuadors zu sein.
Und tatsächlich, sie sind wirklich sagenhaft. Jeden Tag wird eines der
vier grossen Becken geleert und mit frischem Thermalwasser gefüllt.
Mehrheitlich regnet es, aber wir sind ja eh nass, also was soll's?
Wenn schon unter der Woche soviel los ist, wie voll ist es dann wohl am Wochenende?
Die tolle Berglandschaft lädt zum Wandern ein.
Scenenwechsel!
Unterwegs auf Überraschungsbesuch in die Schweiz!
Meine Schwester feiert ihren 60then.
Die Gelegenheit einen Kurzurlaub in der schönen Heimat zu machen.
Die
Überraschung
gelingt
100%
"Hei was machsch du de hie??????"
Natürlich ist das Fondue (und der Kirsch) PFLICHT!
Auch bei lieben
Reisefreunden
gab es ein leckeres Fondue.
Natürlich darf auch
ein Treffen mit den Hofis
nicht fehlen!
Und schon geht der Heimaturlaub zu Ende!
Ich bedanke mit ganz Herzlich für die Gastfreundschaft von
Loretta und Caspar.
Genauso ein grosses Dankeschön an meine Familie
und Freunde für die schönen Stunden.
Ein strahlender, bis über beiden Ohren lachender
Bruno, holte mich am Flughafen ab.
Zuhause war die Begrüssung von Lola nicht minder.
Als es ans Auspacken ging, machte Bruno grosse Augen:
Käse, Cervelat, Bratwürste und natürlich sein geliebtes RAGUSA
kamen zum Vorschein.
Hätte ich gewusst, dass die Einfuhr in Ecuador, sowas von easy ist,
meine Koffer wären vollgestopft gewesen!
Meine grösste Sorge aber galt der Ersatz-Glaskeramikplatte.
Aber, auch sie kam heil an!
Die vielen Ersatzteile für unsere Hütte, den MAN und
das geliebte Sikaflex, fehlen auf dem Bild.
( Waren alle schon weggeräumt! )
Natürlich wird die Glaskeramikplatte am nächsten Morgen ausgewechselt.
Wir bleiben noch einen weiteren Tag auf dem Parqueadero.
Räumen ein, geniessen unser Wiedersehen, gehen
mit Lola joggen, Bruno baut die mitgebrachte
Flammstartanlage ein und wir planen die Weiterreise...
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